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Fritten, Waffeln oder Schokolade? Auf nach Belgien!

Hallo zusammen,

habe ich schon erwähnt, dass ich noch ein paar Urlaubstage verballern muss? Ist auf jeden Fall so. Und weil der 3. Oktober dieses Jahr praktsch auf einen Donnerstag fällt, ergibt das mit Brückentag und Montag wieder ein richtig langes Wochenende. Aber wohin? Na, der Titel verrät es ja bereits: ein lieber Arbeitskollege hat mich auf den Gedanken gebracht, Brügge zu besuchen, denn was er erzählt und man so liest, soll das ja sehr hübsch sein. Danach Brügge treibt es uns vermutlich noch irgendwo an die Küste.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Am Mittwoch fahren wir pünktlich nach der Arbeit los. Wie schon auf der Tour nach Katwijk fahren wir die erste Etappe, in diesem Fall gut zwei Stunden, noch am Abend. Am nächsten Morgen wollen wir dann zeitig los, denn wir sind vermutlich nicht die einzigen, die auf die Idee kommen, nach Brügge zu fahren.
Park4Night zeigt einige Park- und Stellplätze auf halber Strecke; wir versuchen es zunächst in Scherpenheuvel-Zichem auf dem großen Parkplatz „Den Egger„. Dort sind Plätze für Wohnmobile ausgezeichnet. Aber als wir dort stehen und die Fenster öffnen, stehen wir direkt vor einem Lüftungsschacht, der mit Ventilatoren rauscht. Da sind wir leider empfindlich. Das Geräusch trägt über den ganzen Platz, so dass wir eine Viertelstunde weiter auf den „Camperplaats Aarshot“ fahren. Auch hier gibt es extra gekennzeichnete und mit Strom versorgte Plätze, aber die sind alle belegt. Google informiert uns, dass in Belgien eine Übernachtung auf einem Parkplatz OK sei, solange es nicht explizit verboten ist. Und Strom brauchen wir bekanntlich nicht also ist das unser Platz für die Nacht. Uns macht es ja überhaupt nichts mehr aus, einfach auf einem Parkplatz zu übernachten. Das war anfangs noch anders, aber da war vieles „unheimlich“ ;).

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Wir schlafen ruhig, mich treibt die senile Bettflucht wieder früh aus dem Bett deshalb geht es nach ein paar Kaffee früh weiter. Dummerweise habe ich meinen Rasierer (genauer gesagt, den ganzen Kulturbeutel) zuhause gelassen. Bart wachsen lassen kann ich nicht leiden … ist das jetzt etwa der dezente Hinweis darauf, dass ich den seit 2 Jahren schwelenden Gedanken an einen neuen Apparat heute umsetzen soll? So ist unser erstes Ziel ein irgendwo unterwegs liegender Mediamarkt.

Auf dem Weg fällt uns auf, dass unsere gewohnte Reiseform „raus aus der Stadt, über Land, rein in die nächste Stadt“ hier nicht recht funktioniert. Die Städte gehen mehr oder weniger nahtlos in Straßen mit viel stadtähnlicher Bebauung über, so dass mir die Wahl der richtigen Geschwindigkeit nicht immer klar ist. Von Frankreich kennen wir das teilweise auch, aber hier ist es sehr auffällig.
Als wir beim Mediamarkt ankommen, ist es noch eine halbe Stunde zu früh, so verbummeln wir die mit Frühstück. Zwischenzeitlich recherchiere ich, welcher Philips es denn nun werden soll. Nach dem erfolgreichen Einkauf hänge ich das Ding erstmal zum Laden, bevor wir die zweite Anreiseetappe in Angriff nehmen.

In Brügge angekommen – 11:48 steht auf dem Parkticket – haben wir riesiges Glück und finden eine vergleichsweise breite Box auf dem Stellplatz auf dem Kanaaleiland, zu einer Seite zur Wiese hin. Wieder bewahrheitet sich, dass die Zeit zwischen 11:00 und 13:00 Uhr die besten Chancen auf freie Plätze bietet, denn als wir von unserem Stadtbummel zurückkommen, wartet ein Mobil darauf, dass ein anderes rausfährt. Und andere Plätze sind so eng, dass man kaum zwischen zwei Fahrzeugen durchkommt.

Wir machen uns gleich auf in die Stadt, denn das Wetter spielt ganz hervorragend mit. Es ist wunderbar sonnig bei 14 Grad, schon fast ideal für einen Stadtbummel.

Über eine knallrote Brücke sagen wir hallo zu der hübschen Altstadt.

Es ist schon recht voll (und wird sich noch steigern), aber gar nicht einmal mit Deutschen, die ja heute alle frei haben, sondern wir hören Engländer, Asiaten, Inder, Spanier, Franzosen. Von überall also 🙂

Gleich zu Beginn reiht sich ein Waffel-Laden an den nächsten, oder wird unterbrochen von einem Schokoladen- oder Marzipangeschäft. Alles seeeehr appetitlich.

Aber wir lassen uns noch nicht gleich davon gefangen nehmen, sondern schlendern weiter. Ziel ist eine Bootstour, zu der uns so ziemlich jeder geraten hat, der schon hier war. Und uns wurde empfohlen, diese eher morgens einzuplanen, weil es dann noch nicht so voll sei.
Gesagt – getan. Wir nehmen gleich die erste Gelegenheit wahr.

An „unserem“ Steg warten schon ein paar Leute, ein paar kommen nach uns, bis die 35 Leute zusammen sind, die so ein Boot hinreichend füllen.

Der Tipp war auf alle Fälle gut, denn so bekommen wir einen guten Eindruck von den „wesentlichen“ Sehenswürdigkeiten und bekommen diese auch in mehreren Sprachen erläutert.

Brügge ist wirklich eine sehr schöne Stadt.

Bevor wir unseren Bummel in Richtung Marktplatz fortsetzen, werfen wir noch einen Blick in „Onze-Lieve-Vrouwekerk“. Hier fallen uns besonders die tollen Darstellungen des Kreuzwegs ins Auge.

Weiter geht es durch die Straßen und Gassen, eine schöne als die andere. Wir müssen immer entscheiden „die jetzt auch noch?“.

Darüber bekommen wir langsam wieder Hunger und entscheiden uns gegen ein Restaurant. Wenn schon, dann sollen es Fritten sein. Wir hatten zu Beginn der ersten Straße mal auf ein Preisschild geguckt, und fanden 6-7 Euro für eine Schale Fritten sportlich. Aber nun, was wollen wir in einer so touristisch ausgerichteten Stadt erwarten?

Als wir ein junges Paar entdecken, das auf dem Bordstein sitzend lecker aussehende Fritten pickt, weist uns dies den Weg zu „Best Frit“, wo wir uns zunächst entscheiden müssen, was denn nun alles zu den oder auf die Fritten soll. Wir wählen das „flämische Spezial“, Fritten mit Stew. Das ist, wie wir dann lernen, quasi „Gulasch“ an Fritten. Oder auf Fritten.

Auch wenn ich ja sonst nicht so der Foodblogger sein möchte: hier sind sie. Und ich muss es erwähnen, zusammen mit den beiden Getränken erleichtern sie uns um schlappe 32,- Euro. Schmecken aber wirklich lecker, wenngleich die Fleischstückchen an einer Hand abzählbar sind.

Zum Nachtisch wählen wir im „Otto Waffel Atelier“ eine „Chocolate Lady“ und ein „Crispy Cacao“ – so heißen die Waffelkreationen. Dazu einen Capuccino und ein Käffchen. Wow, die sind wirklich besonders. Ich bin sonst nicht so der „Waffeltyp“, aber die hier sind erstklassig. Ihr habt sie schon als Titelbild gesehen, hier in der ganzen Pracht.

Dass wir für diese kleine Nachspeise nochmal 25,- Euro bezahlen, wundert uns nicht mehr. Wir nehmen das mit Humor, denn wir haben wirklich viel Spaß daran.

Brittas Fuß meldet zwischenzeitlich Schmerzen und damit das Ende des Bummels an, so dass wir nur noch kleine Umwege zum Drösel nehmen.

Was wir bisher, auch im Titel, ignoriert haben: Belgien ist natürlich auch in Sachen Bier berühmt, so bildet dies wunderbare Motto „Spart Wasser! Trinkt belgisches Bier!“ unseren Tagesabschluss.

Was für ein schönes Erlebnis, was für ein schöner Tag.

Zurück im Drösel planen wir unsere weiteren Ziele und entscheiden uns dafür, morgen noch zier zu bleiben und Samstag nach Middelkerk zu fahren. Den Platz können wir online reservieren, das machen wir zur Sicherheit.

Freitag, 4. Oktober 2024

Der Morgen verspricht wieder einen wunderbaren Tag. Die Sonne löst langsam den Nebel auf, der über dem Kanal schwebt und taucht alles in ihr goldenes Licht.

Ich weiß, klingt kitschig und abgedroschen, ist aber so 🙂

Die Leihräder werden aufgestellt und warten auf unternehmungslustige Kunden.

Und die werden auch heute sicher kommen. Der Busparkplatz ist zwar noch leer, aber so voll, wie er gestern am späten Nachmittag war, wird er heute sicher auch wieder.

Nach dem Frühstück stellen wir uns eine wichtige Frage: Abhängen oder was tun. Wir entscheiden uns dazu, die Fahrräder zu schnappen und eine Runde um die Altstadt zu fahren. Dort gibt es ein paar Mühlen zu sehen, den Kanal, und halt alles was sich so in nächster Näche um die Altstadt tummelt. Und das ist im wesentlichen normale Stadt.

Wir folgen einem Schild, das irgendwas mit Kunst im Namen trägt und finden ein Kunstwerk von einem Typen, der sich für Abhängen entschieden hat:

Ansonsten genießen wir einfach das Wetter und fahren gemütlich im Kreis, bis wir eine urige Gaststätte finden, in der wir lecker zu Mittag essen. Anschließend stürzen wir uns nochmal ins Getümmel der Altstadt, um eine weitere Waffel zu probieren, diesmal die Empfehlung „Chez Alfred“. Die ist auch sehr lecker, wenngleich nicht so „besonders“ wie die von Otto. Aber mir schmeckts, Britta ist sie etwas zu „kletschig“ 🙂

Am Nachmittag hängen wir dann doch auch ab, genießen die Sonne und so vergeht die Zeit sehr angenehm.

Deshalb hier nur noch der Beweis, dass der Busparkplatz ganz offensichtlich einen großen Teil des Touriansturms heranschafft. Wenngleich … da geht sicher noch mehr 🙂

Samstag, 5. Oktober 2024

Wenn Englein reisen, kann ich nur sagen. Wir sind wieder früh auf und genießen erneut einen wunderbaren Sonnenaufgang, der wieder einen sonnigen Tag verspricht.

Wir als Scherenschnitt
Wir als Scherenschnitt

Heute ist Abreisetag und so hält es uns nach dem Frühstück nicht länger als notwendig. Vielleicht können wir ja in Middelkerke irgendwo stehen und was essen, bevor wir auf den Platz dürfen – ab 13:00 Uhr. Aber erstens kommt es anders, und zweitens … jaja. Als wir so unterwegs sind, kommt mir der Gedanke, mensch, lass uns doch mal in Zeebrugge schauen, ob wir noch ein bisschen Hafen und/oder dicke Pötte gucken können. Also googlen wir uns ein Ziel und ändern die Route entsprechend.

Dort angekommen stellen wir fest, dass wir uns irgendeinen Kai ausgesucht haben, den wir nicht befahren dürfen, also suchen wir einen neuen Aussichtspunkt. Und finden den auch. Dort laufen einige Menschen, es stehen offiziell erscheinende Leute in orangenen Warnjacken herum, vielleicht ist ja irgendwas los. Wir parken am Straßenrand zwischen großen LKW und laufen mit der Masse. Und diese pilgert auf ein Stück des Hafens zu, das sich beim Näherkommen als Stützpunkt der belgischen Marine herausstellt. Hm. Da haben wir natürlich nix verloren. Obwohl … fragen kostet ja nix. Und so erfahren wir, dass heute Tag der offenen Tür auf diesem Stützpunkt ist. Tsts. Was für ein Glück. Das ist ja noch viel besser als dicke Pötte gucken.

Und stellt sich wirklich als Glücksfall heraus. Verteilt über das Gelände finden wir gut organisiert viele Stationen mit Informationen und Aktionen. Eine Menge Foodtrucks sorgt für das leibliche Wohl, wir dürfen Schiffe betreten und auf die Brücke oder sonst an Deck. Wir wählen eher zufällig ein Minensuchboot und mich zieht als Fotomotiv sofort der Flaggenkasten an. Ich vermute, dies sind die verschiedenen Gastlandflaggen, die so ein Schiff an Bord haben muss.

Auf dem Deck unterhalten wir uns länger mit einem Matrosen darüber, was für einem Zweck dies Schiff dient und lernen über die Arbeit der Minensuchboote. So eines ist das nämlich. Wir erfahren erstaunt, dass die Gewässer immer noch voll davon sind. Er meint, wenn sie jetzt rausführen, dauere es höchstens vier Stunden, bis sie eine Mine fänden. Ui. Wir lernen, wie die Suche technisch verlläuft und mit welchen Methoden die gefundenen Minen dann kontrolliert gesprengt werden. Überhaupt geht es an vielen der Infopunkte um diese Arbeit und die verschiedenen technischen Hilfsmittel, die teils wie ferngesteuerte Spielzeuge aussehen, aber voller Technik stecken.

In einer Halle werden Drohnenrennen veranstaltet. Alter. Da sitzen junge Männer mit Videobrillen auf der Nase und steuern winzige, aber irrwitzig schnelle Drohnen durch einen Parcours mit Leuchttoren. Auf dem Boden eine rote Lichtspur, die den Kurs vorgibt. Das kann vermutlich nur die Generation derer, die mit Videospielen aufwachsen. Das ist sooo schnell.

Die Bilder jetzt sind etwas nerdig, aber müssen sein 🙂

Die unscharfen Leuchtpunkte sind die Drohnen gleich nach dem Start.
Ein Ausschnitt des Parcours: durch die blauen Tore geht es hindurch.
Und das ist ein Ausschnitt aus den Videodaten, die die Jungs in den Brillen sehen. Verrückt.

Aber natürlich hat auch das einen ernsten Hintergrund. Drohnen werden hier für verschiedene Aufklärungs- und Überwachungszwecke genutzt. Aber aus den aktuellen Kriegsgeschehen wissen wir ja, dass sie auch als Waffen dienen. Und auch diese finden wir ausgestellt. Sehr bedrückend.

Doch dieser Blog ist nicht politisch und deshalb geht es mit den angenehmen Dingen des Tages weiter. Für 14:30 haben wir eine kleine Hafenrundfahrt geplant, die Zeit bis dahin vertreiben wir uns mit Essen und Trinken und weiteren interessanten Gesprächen mit den Soldaten und Soldatinnen.

Als es so weit ist, sehen wir die Zeemeeuwe in den Hafen einfahren, wo sie ihre Gäste wecheslt.

Bei ruhiger See und strahlendem Sonnenschein geht es zunächst zur aktuellen „Sensation“: einem riesigen Kreuzfahrtschiff, der Norwegian Prima. 309m lang. 1380 Personen als Crew. 3500 Passagiere – die das offensichtlich freiwillig tun.

Immerhin gibt es eine Wasserrutsche… verrückte Sache.

Uns faszinieren da eher die Container und entsprechenden Krananlagen.

Mit vielen unterschiedlichen Eindrücken verlassen wir das Gelände wieder und finden unseren Drösel unversehrt (etwas Sorge schwingt leider immer mit, wenn wir den irgendwo abstellen).

Nach einer knappen Stunde finden wir unseren Camperpark Zeester, den wir ja zuvor reserviert hatten.
Der Platz ist sehr gepflegt, jeder Stellplatz hat ein kleines Stück Rasen. Und bei immer noch 17 Grad genießen wir einen Kaffee in der Sonne.

Ich sehe mir anschließend nochmal den Strand an, während Britta ihren Fuß hochlegen muss – war wieder genug heute. Lt. Google sind wir irgendwas um 7-8 Kilometer gelaufen.

Mit dem Rad sind es nur wenige Minuten, der Strand ist durch eine Straße und eine Straßenbahn von den Dünen getrennt. Bisschen anders als in Holland …
Ich fahre noch die Strandpromenade entlang, an der gerade die Silt Classic, eine Oldtimerrally, endet.
Und Motorräder gehören offensichtlich auch dazu. Aber das ist eigentlich nur eine Randnotiz, weil ich grad da war.

In der Abendsonne fällt mir noch ein „Ding“ auf, von dem wir morgen sicher rausfinden werden, was es ist.

Zurück am Drösel Abendessen, Duschen, schlafen 🙂

Sonntag, 6. Oktober 2024

Heute soll es etwas bewölkt sein, jedoch trocken und nicht kalt. Sieht eigentlich ganz vielversprechend aus.

Unser Tagesplan sieht heute einen Besuch des Open Air Museums Atlantikwall Raversyde vor. Ich habe nach der Außenansicht erwartet, einige gut erhaltene Bunkeranlagen vorzufinden, wie wir sie auch in der Normandie am Omaha Beach gesehen haben. Aber wir wurden schnell eines Besseren belehrt. Auf einem riesigen Gelände sind sehr gut erhaltene Bunkeranlagen, unterirdische Gänge, unterirdische Aufenthalts- und Lagerräume zu sehen und zu begehen. So bekommen wir einen beklemmend starken Eindruck von den damaligen Verhältnissen. Die Seite, wie Soldaten gelebt und gekämpft haben wird ebenso beleuchtet wie die Verteidigungsanlagen, mit denen die alliierten Streitkräfte an der Landung gehindert werden sollten.

Die Anlagen zeigen Bauten aus dem ersten und dem zweiten Weltkrieg.

„Begrüßt“ werden wir von einem großen, mobilen Radargerät, das in den Himmel horcht.

In der Anlage werden wir mit elektronischen Audioführern versorgt, die uns an jeder Station Informationen in Bild und Ton bereitstellen.

Ich muss gestehen, ich kann mich der technischen Faszination der Gerätschaften nicht entziehen, habe mich allerdings bislang auch nie damit beschäftigt. So ein Suchscheinwerfer misst 150cm im Durchmesser und hat eine Leuchtweite von 10 Kilometern!

Und genauso weit konnten die Flugabwehrkanonen auch schießen.

Die Batterie Aachen aus dem ersten Weltkrieg ist es, die hier noch sehr vollständig erhalten zu besichtigen ist und deren Stellungen auch im zweiten wieder verwendet wurden. Zumindest kriegen wir das nicht so richtig auseinander, so tief steigen wir dann doch nicht ein.

Die ganze Düne ist von einem Labyrinth unterirdischer Gänge durchzogen, die meistens etwas über 180 hoch sind. Meistens. Denn einmal wird es plötzlich deutlich niedriger – was mir eine Katsche auf dem Schädel zieht. Meine bis dahin gelernte Bückhaltung reicht nicht mehr aus.

So wie auf dieser Zeichnung hat die Strandlinie zwischen Ebbe und Flut aus diesem Bunker heraus ausgesehen. Alle möglichen, mit Granaten oder Minen gespickten Pfähle waren überall aufgestellt und sollten die Landung feindlicher Schiffe erschweren.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hin wurden die Kanonen in überdachte Bunker verfrachtet, um die Soldaten vor den Flugzeugangriffen zu schützen.

Wir haben natürlich noch mehr Bilder gemacht, aber das soll ja hier keine Geschichtsstunde werden, sondern unsere Eindrücke illustrieren.

Wer also die Gelegenheit hat, hierher zu kommen, sollte sich das unbedingt ansehen und etwas Zeit mitbringen. Die Dame an der Kasse meinte, wir bräuchten ca. 1,5 Stunden, tatsächlich waren wir deutlich über zwei Stunden dort und haben längst nicht alles angehört, was der Audioguide zu bieten hatte.

So sind wir dann also wieder auf die Räder gestiegen und am Strand entlang zurück Richtung Middelkerke gefahren. Dort haben wir auch das „Ding“ von gestern recherchiert: Es ist ein Silt Hotel. Irgendwie klar, was braucht man hier mehr als Hotels? Richtig, mehr Hotels. Also nochmal ein Bild mit Tageslicht und aus anderer Perspektive.

Britta hatte bei ihren Recherchen noch den „Warandetoren“ gefunden, der merklich schwankend an der Stelle aufgestellt wurde, wo im Laufe der Zeit drei Wassertürme gestanden haben. Heute ist noch im Fuß ein Pumpwerk für den Wasserdruck zuständig, aber den Turm kann man als Aussichtsturm gratis besteigen. Und so ist er unser nächstes Ziel.

Der Blick von oben zeigt das Bild der doch recht furchtbaren Hotelbebauung an diesem Küstenabschnitt. Aber das ist wohl so ziemlich überall in Belgien.

Doch es scheint, als gebe es ein Gesetz, nach dem alle paar Kilometer mal ein paar hundert Meter freigelassen werden müssen. Ist natürlich nur so ein Gedanke 🙂 Hier ist es der Blick Richtung Skulpturenpark.

Dort unten sehen wir zwei lustige Skulpturen. Das, was wie ein verrosteter Kran auf einem verrosteten LKW anmutet, entpuppt sich bei näherem Hinsehen eher als aufwändige Arbeit eines Kunstschlossers. „Caterpillar + Flatbed Trailer“ heißt das Kunstwerk von Wim Delvoye – wer kennt ihn nicht. Und wie naheliegend der Name 🙂

Eine zweite auffällige Skulptur ist „Olnetop“ von Nick Erwinck. Sie spiele mit dem Plätschern der Wellen, heißt es im Netz. Kunst halt. Lustig sind die Kommentare, die ich bei der Recherche nach dem Ding lese: „Erinnert an Käsefondue“. Oder: „kann man sicher gut mit Pommes essen“. Schaut es euch an, dann versteht ihr die Kommentare 🙂

Wie man sieht, hat sich das „bewölkt“ zwischenzeitlch Zeit zurückgezogen. Mit Blick auf die Dünen und das Meer recherchieren wir, wo wir denn jetzt etwas essen wollen.

Wieder Fritten? Oder Pizza? Oder vielleicht irgendwas mit Fisch? Mir sticht das Restaurant „Bonk – Seafood“ ins Auge. Es hat fast ausschließlich gute Kritiken, soll ein tolles Ambiente haben und das Preis-Leistungs-Verhältnis sei auch angemessen. Also dann.

Es liegt wirklich schön in den Dünen … vielleicht hätte ich eine schlauere Perspektive wählen sollen. Die Karte ist digital – wer Lust hat, kann sie ansehen.

Wir entscheiden uns für eine Fischplatte mit dreierlei Fisch – und sind schwer begeistert. Der Fisch auf den Punkt, die Soße ein Knaller, die Beilagen superb. Das war also ein echter Glücksgriff und somit ebenfalls eine Empfehlung: wer hier vorbeikommt und Seafood mag -> hingehen. Nicht ganz günstig, aber definitiv den Preis wert. Dazu freundliche, junge Bedienung, coole Loungemusik, tolles Ambiente. Somit also ein ziemlich gelungenes Abschiedsessen, denn morgen geht es nach hause.

Auf der Rückfahrt setzen wir uns noch einen Moment auf eine Bank auf der Promenade und nehmen die Aussicht in uns auf bis uns kalt wird, denn die Sonne ist leider wieder Geschichte.

Das war also wieder ein toller Tag voller neuer Eindrücke.

Montag, 7. Oktober 2024

In der Nacht regnet es kräftig. Gut, dass wir gestern alles reisefertig gemacht haben. Eigentlich war ja für heute Regen angesagt, aber der ist ganz offensichtlich über die Nacht heruntergekommen, denn wir können einen Abschiedsspaziergang am Strand bei mildem Wind und tatsächlich noch wärmender Sonne unternehmen.

Es ist Ebbe, so zieht sich der flache Strand lang hin bis zur Wasserlinie. Auf der Mole schlägt jemand Austern für das Mittagessen, ein Angler versucht sein Glück, Spaziergänger mit und ohne Hund sind unterwegs und die Möwen faulenzen auf den Steinen. Das ablaufende Wasser zeichnet kleine Kunstwerke in den Sand.

Man darf sich halt nur nicht umdrehen 😀

Aber wir haben uns mit den Bausünden arrangiert, das ist hier eben so. Und … man muss sich ja nicht umdrehen 🙂

Wir machen uns auf den Rückweg, im Drösel klar Schiff und düsen gen Osten der Heimat entgegen. Als uns der Hunger übermannt, findet Google „die besten Fritten in Genk“, die wir dann von einer freundlichen jungen Frau serviert bekommen. Wir nehmen wieder die typischen Fritten mit Gulasch – diesmal die dreifache Menge Fleisch zur Hälfte des Preises 🙂

Die weitere Reise verläuft ereignislos, und so endet hier der Bericht.

+++ Ende

 

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